Probleme mit AMP

26. Mai 2017

Veröffentlicht in:

Webentwicklung

Einige Gedanken zu Googles Accelerated Mobile Pages

Googles Accelerated Mobile Pages (zu deutsch etwa "Beschleunigte mobile Seiten") ist eine HTML-ähnliche Markupsprache, die es Entwicklern ermöglichen soll, mobil optimierte Inhalte zu schreiben, die "sofort" laden. Damit ist AMP Googles Antwort auf das Apple News Format oder Facebooks Instant Articles.

Das Ziel von AMP ist es, den Webseitenaufbau zu beschleunigen, indem implementiertes JavaScript komplett deaktiviert und in Googles eigenem CDN (Content Delivery Network) zwischengespeichert wird. Die Ziele, die Google mit AMP verfolgt mögen großartig aussehen, dennoch bringt die neue Sprache einige Probleme mit, die einige schlechte Benutzererfahrungen nach sich ziehen und, was noch viel gravierender erscheint, die Sicherheit und Freiheit des Internets bedrohen.

Wir werfen einen Blick auf Googles Accelerated Mobile Pages und nennen einige gravierende Mängel des Systems, das sich anschickt, ein neuer Standard werden zu wollen.

Mangelhafte User Experience mit AMP

Trifft man derzeit auf einen AMP-Link im Internet, so besteht eine recht gute Chance, dass er kaputt ist, während sein HTML-Pendant einwandfrei lädt. Viele Links, die zu reddit.com führen, scheinen nicht oder nur unvollständig zu funktionieren. Des Weiteren kann es vorkommen, dass wichtige Inhaltselemente einer Seite beim Übersetzungsprozess von AMP nach HTML schlichtweg verloren gehen. So wurde mehrfach von WordPress-Usern berichtet, dass Tabellen in AMP ohne einen nachvollziehbaren Grund oder gar eine eindeutige Fehlermeldung falsch dargestellt wurden. Solche Fehler sind ein Jahr nach der Veröffentlichung von Accelerated Mobile Pages nicht mehr hinnehmbar.

Das größte Ärgernis, das sich auch nicht so schnell wird beheben lassen, ist die Unterschiedlichkeit von AMP- und HTML-Links. Derzeit gibt es keine Möglichkeit, aus einem AMP-Link die entsprechende HTML-Adresse abzuleiten, ohne zumindest eine ungefähre Ahnung davon zu haben, wonach man sucht.

Eine praktikable Alternative zum herrschenden Chaos wäre hier etwa eine simple Ersetzung von .html durch .amp am Ende des Links oder die Weitergabe eines Parameters wie ?amp=1.

Immerhin hat Google erste Zeichen einer Einsicht durch Einführen einer Schaltfläche gezeigt, mit deren Hilfe sich ein valider HTML-Link erzeugen lässt.

AMP ist kein offenes System

Auch wenn Google sich gern den Anschein einer Firma gibt, die den Open-Source Gedanken verficht, so ist Accelerated Mobile Pages im Kern ein unfreies System, das Verleger und andere Content-Produzenten fest an Google bindet. Google bietet mit AMP eine Art goldenen Käfig, der sich anfühlt, als müsste man es nie verlassen, einen Käfig, der aussieht, wie das Internet, in Wahrheit aber Googles eigenes geschlossenes Ökosystem ist. Damit geht Google ähnliche Wege wie Apple oder Facebook, die ihre Nutzer in konsistenten und abgeschotteten Räumen miteinander kommunizieren lassen.

Doch Googles Ansatz ist weitaus gefährlicher, weil er viel weitreichender ist. Mag Facebook das Tor zu allerlei Social-Media Aktivitäten und iTunes der Quasistandard für Mediastreaming sein, so ist Google nichts anderes als das Tor zum gesamten Internet. Welchen Grund sollte es geben, den Schlüssel zu diesem Tor gänzlich in die Hände von Google zu legen? Schließlich steht das Wort "frei" für das Internet und all seine Dienste und nicht bloß für Freibier nach Googles Geschmack.

Gravierende Datenschutzbedenken

Seiten, die mit Accelerated Mobile Pages erstellt wurden, erreichen ihren Geschwindigkeitsvorteil durch die Ersetzung aller externen JavaScript Inhalte durch eine Version, die aus Googles eigenem CDN stammt. Konkret bedeutet das, dass bei jedem Seitenaufruf eine JavaScript Datei mitgeladen wird, über deren Inhalt dem Benutzer nichts bekannt ist. Transparenz sieht anders aus.

Fazit

Google mag selbstlose Ziele verfolgen, indem es das mobile Internet beschleunigen will. Dazu hat der Konzern mit Accelerated Mobile Pages eine neue Skriptsprache eingeführt, welche die Darstellung mobile Inhalte revolutionieren soll. Bei genauerem Hinsehen entpuppt sich dieser Schritt allerdings als ein Versuch, Publizisten und Nutzer noch enger an Google zu binden. Es darf stark bezweifelt werden, ob Google hier nur nutzerorientiert handelt, oder nicht doch eher seine ohnehin schon beherrschende Markposition weiter ausbauen will.

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