Die alteingesessene, lokale Tageszeitung wagt sich etwas.
Am Mittwoch den 20.1.2016 startete der traditionsreiche General Anzeiger mit seinem neuen Online-News-Portal. Bemerkenswert, modern und clever fanden wir die Entscheidung, die neue Online-Präsenz als erstes der Bonner Blogger-Szene vorzustellen.
Sascha Foerster, Johannes Mirus, Katrin Krubeck und Damian Paderta wurden zu einer offenen und kritischen Beurteilung des neuen Online-Nachrichtenportals der Bonner Tageszeitung eingeladen. Eine sehr gute Idee sich von erfahrenen Onlinern Tipps und Tricks sowie wertvolle Verbesserungsvorschläge einzuholen. Zum Start der neuen Online-Nachrichten-Platttform für Bonn zudem ganz im Sinne der Bildung eines Online-Netzwerks und -Community.
Insgesamt fällt die Kritik positiv aus
Die vier Blogger beurteilten die neue Webpräsenz des General Anzeigers in den Punkten Optik, Probleme und Irritationen, neue Inhalte und Formate, Werbung und Registrierung sowie mobile Variante. Die Kritik der vier fällt zusammenfassend positiv aus und die ehrwürdeige Bonner Tageszeitung hat eine moderne Online-Nachrichten-Plattform geschaffen.
Da wir den Schachzug des General Anzeigers, den neuen Online-Autritt durch erfahrene Blogger prüfen zu lassen, sehr fortschrittlich finden, haben wir es uns als Internetagentur in Bonn nicht nehmen lassen, general-anzeiger-bonn.de genauer zu untersuchen.
Optik
Hier teilen wir die Meinung der Bonner Blogger. Im Vergleich zur alten Version wirkt die neue Web-Präsenz wesentlich offener, leichter und längst nicht mehr so überladen. Dank der neuen, großen und modernen Schriftart sind die Beiträge der Bonner Online-Redaktion nun wesentlich angenehmer zu lesen. Das gesamte Design des Online-Portals ist angenehm schlicht und zeitgemäß. Das Design konzentriert sich auf das Wesentliche. Positiv auch: schon während unserer Recherche wurden bereits einige Funktionen nachgerüstet, so beispielsweise die Ergänzung einer benutzerfreundlichen Blätterfunktion für den Titelbildslider. Bei einer ersten Sichtung schien diese zuvor noch zu fehlen.
Bildquelle: www.general-anzeiger-bonn.de
Jedoch fällt uns auf, dass die Bildformate sowohl für den jeweiligen Hauptartikel auf “Home“ und in der einzelnen Artikelansicht selbst, zum einen nicht einheitlich gewählt sind - Panorama, 4:3, Hochformat - und je nach Format und Größe den Bericht verdrängt. Letzterer stellt aber das Hauptanliegen des Webseiten-Besuchs dar. Sicherlich wird dies stellenweise daran liegen, dass Bildmaterial für brandaktuelle Online-Nachrichten nicht immer unmittelbar im geeigneten Format für das Web vorliegen.
Probleme und Irritationen
Hier schließen wir uns der ersten Einschätzung der vier Blog-Experten auch an. Allerdings haben wir besonders hinsichtlich der Benutzerführung und -freundlichkeit noch einiges anzumerken.
Die Hauptnavigation-Leiste in der Kopfzeile der Webseite des General Anzeigers verschwindet beim Scrollen. Sie ist weder durch ein Mouse-Over noch durch Anklicken wieder anwählbar. Diesbezüglich gab es Agentur intern kontroverse Meinungen. Sicherlich stellt die Navigationsleiste keinen Beinbruch dar. Einige Nutzer werden sicherlich zunächst irritiert sein, aber sich schnell daran gewöhnen, dass das Navigationsmenü nur in der Kopfzeile verfügbar ist.
Wer nicht bis ganz oben zurückscrollen möchte, hat die Möglichkeit das oben rechts befindliche Übersichts-Icon anzuwählen. Diese Übersicht macht aber vor allem für den Besucher Sinn, der sich, wie der Titel des Navigationspunkt trefflich beschreibt, eine Übersicht verschaffen möchte. Es erscheint uns im ersten Moment weniger zweckdienlich, für den Fall, dass man eigentlich zu einer der Hauptrubriken zurückkerhen möchte. Auch hier können sich regelmäßige User sicherlich schnell zurechtfinden.
Uns erscheinen auch die Auswahl und Titel der Hauptnavigationspunkte ungewöhnlich. Der Punkt “News“ verrät aus unserer Sicht nicht eindeutig, dass sich hier die verschiedenen klassischen Nachrichtenrubriken verbergen, die teilweise ja auch vormals in der Hauptnavigation zu finden waren. Hier ist vielleicht ein wenig die Struktur zugunsten des cleanen Designs abhanden gekommen. Wir vermuten, ohne konkrete Analysedaten herangezogen zu haben, dass wichtige Themen nun nicht mehr schnell und benutzerfreundlich zu erreichen sind.
Die Rubriken und damit die Zuordnung der Beiträge sind in der Artikelvorschau auf dem Online-Portal nicht durchgängig umgesetzt. Damit ist aus unserer subjektiven Sicht an vielen Stellen nicht erkennbar, aus welchem Ressort der Artikel stammt. Anstelle eben dieser Kategorisierung oder Zuordnung der Artikel gibt es kleinere Zweitüberschriften, die dem Nutzer aber nur einen bedingten Mehrwert liefern. Eine einheitliche Kategorisierung und kenntlich Machen der Ressorts könnte bei der Orientierung und Nutzung des Online-Portals helfen.
Innerhalb einer konkreten Artikelseite kann der Leser sich schlecht orientieren. Zum einen ist auf den ersten Blick nicht klar, in welchem Bereich der Seite man sich befindet. Nur ganz oben unter der Navigationsleiste befindet sich in dezentem hellgrau die strukturelle Darstellung der Subrubriken zur Orientierung. Zum anderen sind auch die weiteren Leseangebote auf der Artikelseite sehr begrenzt oder versteckt. Eine Sidebar mit themenverwandten Artikeln oder eine prominentere Darstellung der Subrubriken könnten Abhilfe schaffen.
Die Angebote in die Tiefe des Online-Auftritts auf einer Beitragsseite hätten nach unserem Geschmack umfassender ausfallen müssen. Am Ende eines Artikels wird ein einzelner, weiterer Artikel sehr prominent mit einem großformatigem Beitragsbild vorgestellt. Weitere Artikelvorschläge erreicht man eher umständlich erst via Mouseover in der Menüleiste am Seitenende. Da diese auch eher unscheinbar in grau gehalten ist, kann sie leicht übersehen werden.
Bildquelle: www.general-anzeiger-bonn.de
In der Menüleiste am Seitenende versteckt sich auch die Möglichkeit, den Artikel des General Anzeigers in den einschlägigen sozialen Netzwerken zu teilen. Prominente Social Media Icons am Anfang und Ende des Artikels würden wohl eher zum Teilen der Inhalte einladen.
Bildquelle: www.general-anzeiger-bonn.de
Neue Inhalte und Formate
Auch wir stellen fest, dass den Autoren in der Beitragsübersicht ganz im Sinne einer persönlichen Nähe und Interaktion, Raum gegeben wurde. Im Artikel selbst wird dies bislang nicht realisiert. Der Autor wird am Ende des Artikels lediglich namentlich genannt. Besonders da es die Möglichkeit gibt, als registrierter Onlinenutzer des General Anzeigers den Redakteuren folgen zu können, sollte hier in jedem Fall nachgebessert werden. Ob und inwieweit darüber hinaus noch weitere online spezifische Inhalte und Formate bereitgestellt werden, können wir zunächst nicht erkennen. Selbiges würde aber den Mehrwert der eigenständigen und von der Papierausgabe losgelösten Online-Ausgabe noch unterstreichen.
Bildquelle: www.general-anzeiger-bonn.de
Werbung
Bezüglich der Werbung stellt Sascha Foerster richtigerweise fest, dass diese natürlich die Medien finanziert und diese somit auch für den kostenlosen Betrieb des Online-Portals des General-Anzeigers weiterhin notwendig ist. Entscheidend aber ist, dass die Werbung den Leser nicht stört oder irre leitet. Selbiges gilt es dann mit einem stimmigen und durchdachten Konzept für die Werbevermarktung umzusetzen. Das sollte besonders für den Online-Auftritt einer seriösen Tageszeitung wie dem Bonner General Anzeiger gelten.
Und genau bei diesem Punkt stellen wir fest, hat der General Anzeiger zu Lasten von Optik und Benutzerfreundlichkeit ein sehr aggressives Werbekonzept gewählt. Wir empfinden die Werbevermarktung auf der Seite als sehr penetrant. Bei uns entsteht der Eindruck, dass Klicks auf die Werbebanner fast schon provoziert werden sollen, da diese vielfach optisch nicht ausreichend von den eigentlichen Inhalten abgegrenzt werden. Das große Leaderbord-Banner, beispielsweise auf der “Home“-Seite, springt als erstes ins Auge des Betrachters, bevor man überhaupt den Leitartikel wahrnimmt. Zudem würden wir bei einem seriösen Nachrichten-Portal deutlich weniger Werbung, dezentere sowie einheitlichere Formate und keine Restplatzvermarktung erwarten. Denn, es wurde offensichtlich kein reines Premium-Konzept bei der Vermarktung der Werbeplätze implementiert. So wird dem Besucher neben Werbeanzeigen von Premium-Partnern an vielen Stellen kunterbunt per Retargeting alles mögliche angezeigt. Das wirkt, je nach dem welche Werbung angezeigt wird, “rammschig“.
Bildquelle: www.general-anzeiger-bonn.de
Registrierung
Auch hier können wir dem Vorbehalt der vier Bonner Blogger bezüglich dem Umgang mit der Registrierung folgen. Erfolgt der Hinweis zur Registrierung und die mit der Nicht-Registrierung einhergehende Begrenzung der Nutzung von general-anzeiger-online.de erst nach der Ansicht von 20 Artikeln pro Monat, wirkt das wie Nötigung. Wird bereits vorher zum einen auf diesen Umstand der Nutzungsbeschränkung hingewiesen und zum anderen auch die Vorteile und der Mehrwert der Registrierung dargestellt, wirkt die eventuelle erneute Information dann lediglich wie eine freundliche Erinnerung. Generell sollte es vor allem dann für die registrierten Nutzer weitere Benefits geben. Sicher ist eine Online-Nutzerbasis auch eine Möglichkeit in Zukunft bezahlte Inhalte anbieten zu können. Wir sind gespannt, ob und was sich der General Anzeiger einfallen lässt.
Mobile Variante
Bildquelle: www.general-anzeiger-bonn.de
In der mobilen Variante zeigt sich erst die wahre Schönheit der neuen Web-Präsenz. Es beschleicht uns der Eindruck, dass die Verantwortlichen des Relaunchs der Online-Redaktion des General Anzeigers den Ansatz “mobile first“ sehr ernst genommen haben. Auf den Browsern der mobilen Endgeräten betrachtet, möchte man den General Anzeiger fast nur noch mobil lesen, denn das macht Spaß. Aber auch hier ist innerhalb eines einzelnen Artikels die Navigation in die Tiefe nicht optimal genutzt. Es muss auch hier der entsprechende Link in der Menüleiste am Ende des Artikels angewählt werden, um weitere Artikelvorschläge zu sehen. Selbiges gilt für das Teilen auf den Social Media Kanälen. Und die Menüeiste hält auch eine kleine, geheimnisvolle Überraschung bereit ;-). Es lässt sich ein schmaler, leerer Bereich am oberen Rand dieser Leiste auf und zuklappen. Es bleibt spannend, was hier noch geplant ist.
Suchmaschinenoptimierung (SEO)
Auch aus Sicht der Suchmaschinenoptimierung (SEO) scheint der Relaunch zunächst gut geklappt zu haben. Es ist kein nennenswerter Einbruch der Sichtbarkeit zu verzeichnen. Allerdings sind uns mindestens zwei 404-Fehler über den Weg gelaufen. Die alten gespeicherten Links https://www.general-anzeiger-bonn.de/sport/ und https://www.general-anzeiger-bonn.de/besser-leben/ führen leider ins Leere. Es bleibt zu hoffen, dass wir nun die Nadel im Heuhaufen gefunden haben und diese Redirects schlichtweg vergessen wurden und zeitnah korrigiert werden. SEO sollte hier im Auge behalten werden, denn der Einbruch der Zahlen kann gegebenenfalls noch folgen. Obacht!
Bildquelle: www.general-anzeiger-bonn.de
Meta-Daten
Bei den Meta-Daten fällt auf, dass zwei verschiedene “meta descriptions“ verwendet werden. Einmal die reguläre und eine “itemprom“-description. Die reguläre Variante ist zudem auf allen Seiten identisch und weicht damit von der “itemprom“-description ab. Im folgenden ein Auszug aus dem Quellcode der neuen Seite:
Beide getrennt und dazu noch unterschiedlich zu nutzen ist kontraproduktiv. Wenn überhaupt, sollten diese wie folgt kombiniert werden und damit gleichen Inhalt enthalten:
Video
In jedem Fall auch bemerkenswert finden wir die bislang erzielte Reichweite des im Artikel eingebettete Videos. Gerade einmal magere 80 Views konnte diese Videos innerhalb ungefähr einer Woche erzielen. Auch wenn es hier um eine spezielleres, nicht ganz so öffentlichkeitswirksames Thema geht, ist dieses Ergebnis schade. Denn hier hat der General Anzeiger sich die Mühe gemacht, einen solchen Bewegtbildinhalt zu produzieren, nur wird er von kaum jemandem gesehen. Und das trotz täglich rund 13.000 Besuchern auf general-anzeiger-bonn.de. Solche Inhalte sollte man deutlich stärker pushen und nicht verpuffen lassen.
[iframe src="https://www.youtube.com/embed/Xt8c53gbA5s"]
Sicherheit
Die neue Webseite des Online-Formats des General Anzeigers wendet auch nach dem Relaunch keine sichere Verschlüsselung der Seite an. Einzig beim Inserieren von Anzeigen, wechselt man in einen scheinbar alten, aber sicheren HTTPS-Bereich. Selbst die Online-Nutzer Registrierung und der Login sind nicht verschlüsselt. Eine kurzer Quercheck bei einschlägigen Online-Auftritten auch überregionaler Tageszeitungen ergab, dass der Bonner General Anzeiger mit diesem vermeintlichen Verzicht in guter Gesellschaft ist. Nachvollziehbarer wird es deshalb nicht. Denn die Sicherheit ist das eine. Aber auch Google hat bereits vor einiger Zeit schon bekannt gegeben, dass verschlüsselte Webseiten in der Suchmaschine bevorzugt gerankt werden. Zudem entwickeln sich auch Webtechnologien weiter. Das Internetprotokoll HTTP2 wird, nach dem in die Jahre gekommenen HTTP/1.1, in naher Zukunft der neue Standard im Netz und macht eine Verschlüsselung wie HTTPS erforderlich. Weshalb wurde beim General Anzeiger also (bewusst) darauf verzichtet? Mit der Einführung von HTTPS könnte general-anzeiger-bonn.de eine Pionierrolle unter den Online-Tageszeitungen einnehmen.
Alternative zur Ausgabe auf Papier
Das neue Online-Portal soll laut dem General Anzeiger vor allem losgelöst und selbständig neben der Papierausgabe bestehen. Dazu muss die Online-Präsenz der Bonner Tageszeitung die Möglichkeiten der Online-Welt in Zukunft, denken wir, noch stärker ausnutzen und vor allem die Präsentation von qualitativ hochwertigen, abwechslungsreichen und auch multimedialen Inhalten ins Visier nehmen. Um auch ein hohes Maß an Interaktion zu ermöglichen, sollte zumindest schnell die Kommentarfunktion eingeführt werden.
Unser Fazit
Die Bonner Tagesezeitung hat einen sehr guten, modernen und tatsächlich ganz neuen Online-Auftritt gelauncht. Es gibt an bei einigen Punkten noch Luft nach oben, aber alles in allem kann sich das Ergebnis sehen lassen. Wir sind gespannt, was auf der Online-Päsenz des General Anzeigers zukünftig noch passiert.
Weiterführende Informationen:
Link zum Artikel: https://www.general-anzeiger-bonn.de/bonn/stadt-bonn/Das-sagen-Bonner-Blogger-zur-neuen-Website-article3151367.html
Katrin Krubeck: https://bonngehtessen.de/
Joahnnes Mirus: https://bundesstadt.com/
Sascha Foerster: https://www.bonnerblogs.de/
Damian Paderta: https://opendata.bonn.de/