Informationsarchitekt aka. Frontend Entwickler

03. Januar 2023

Veröffentlicht in:

Webentwicklung

Die Bedeutung von sauberem Code für die digitale Lebensqualität

Webdesigner und Frontend-Entwickler sind die modernen Architekten unserer Zeit, die virtuelle Räume erschaffen, in denen Menschen leben, arbeiten und ihre Freizeit verbringen. Diese digitalen Welten werden zunehmend mit den physischen Orten verglichen, die Architekten, Künstler und Bauingenieure mit Stein, Glas, Stahl und Holz erschaffen haben – Orte, die wir wegen ihrer Schönheit, Faszination oder einfach aufgrund ihres interessanten Charakters aufsuchen.

Es ist an der Zeit, dass sich Webdesigner und Frontend-Entwickler ihrer Rolle als Schöpfer dieser virtuellen, doch real erlebten Orte bewusst werden. Sie gestalten Orte aus Informationen, die ebenso ansprechend und zugänglich sein sollten wie ihre physischen Pendants. Dieser Artikel beleuchtet nicht nur die ästhetische, sondern auch die praktische Bedeutung einer wohlüberlegten Informationsarchitektur und sauberen Codes für die Erstellung barrierefreier Websites – Orte der Information, die allen Menschen offenstehen.

Virtuelle Räume im Alltagssprachgebrauch

Die Art und Weise, wie wir über das Internet sprechen, offenbart, wie greifbar das Digitale für uns geworden ist. Menschen "bewegen" sich in sozialen Netzwerken, werden bei Fehlverhalten "ausgesperrt", und Entwickler "bauen" Webseiten und Applikationen. Diese Sprache, die von Begriffen wie "stricken" und "Spaghetticode" geprägt ist, nutzt Metaphern aus der physischen Welt, um die Realität virtueller Räume zu unterstreichen.

Für die Generation der Digital Natives, die kaum eine Unterscheidung zwischen Online- und Offline-Welt treffen, sind diese virtuellen Orte eine Selbstverständlichkeit. Sie navigieren durch digitale Räume mit derselben Natürlichkeit, wie sie sich in der Welt aus Stein, Stahl und Glas bewegen.

So wie die Architekten physischer Räume sich auf verlässliche Arbeit und die Schaffung ästhetisch ansprechender Strukturen konzentrieren, erwarten Nutzer zunehmend dieselbe Professionalität und Hingabe von den Gestaltern digitaler Welten. Die Anerkennung der Schönheit und Funktionalität digitaler Räume führt dazu, dass das Internet vermehrt auch unter semantischen Gesichtspunkten betrachtet wird, was die Wichtigkeit einer durchdachten Informationsarchitektur und die Pflege von sauberem Code unterstreicht.

Die Semantik des Internets: Verbindung von Bedeutung und Struktur

Die Semantik, die Wissenschaft der Bedeutung hinter Wörtern und Zeichen, spielt eine entscheidende Rolle in der Gestaltung unserer digitalen Landschaft. Ursprünglich aus dem Griechischen "semaínein" für "bezeichnen" abgeleitet, erstreckt sich die Semantik über ein breites wissenschaftliches Feld. Sie bietet einen wertvollen Rahmen, um die Parallelen zwischen der analogen Architektur und der Informationsarchitektur zu ziehen.

Stellen Sie sich ein alltägliches Gebäude vor – sei es ein Haus. Bei dessen Betrachtung erwarten wir intuitiv das Vorhandensein von Elementen wie Türen, Wänden, Fenstern und einem Dach. Unabhängig vom architektonischen Stil oder der Zugehörigkeit zu einer bestimmten Schule, ist die Funktion jedes Bauelements universell erkennbar: Eine Tür dient als Eingang, ein Fenster lässt Licht herein, und ein Dach schützt vor Wettereinflüssen.

Diese universellen Merkmale finden sich auch in der digitalen Welt wieder. Die semantische Struktur digitaler Bausteine muss für Nutzer sofort erkennbar sein, damit sie sich in virtuellen Räumen zurechtfinden und wohlfühlen. Ähnlich wie bei der analogen Welt, wo niemand einen Türknauf an der Regenrinne erwarten würde, müssen digitale Elemente logisch und nutzerorientiert angeordnet sein.

Die Bedeutung guter Informationsarchitektur

Die Informationsarchitektur legt das Fundament für eine klare und verständliche digitale Umgebung. Ähnlich wie ein Architekt, der aus einem Haufen Steine ein Haus erschafft, müssen Informationsarchitekten digitale Inhalte so organisieren, dass ein kohärentes Ganzes entsteht. HTML (Hypertext Markup Language), eine der Grundlagen des Internets, bietet hierfür 115 wohldefinierte Elemente, vergleichbar mit den Bausteinen eines Architekten.

Um eine effektive Struktur zu gewährleisten, können folgende Prinzipien hilfreich sein:

  1. Ontologie: Diese befasst sich mit der Klassifizierung der Welt und deren Beziehungen zueinander. In der digitalen Welt bezieht sich Ontologie auf das Netzwerk von Informationen und deren logische Verbindungen.
  2. Taxonomie: Während Ontologie ein breites Netzwerk betrachtet, fokussiert sich die Taxonomie auf hierarchische Strukturen und deren Ordnung.
  3. Choreographie: Ursprünglich aus der Theaterwissenschaft stammend, beschreibt dieser Begriff die Interaktion zwischen verschiedenen Informationselementen und deren geordnetes Zusammenspiel.

Die Anwendung dieser Prinzipien führt zu einer gut strukturierten und benutzerfreundlichen Informationsarchitektur. Eine Missachtung dieser Grundlagen kann jedoch zu Verwirrung führen und Nutzer abschrecken.

Sauberer Code als Schlüssel zur Barrierefreiheit: Die Rolle von ARIA-Attributen

Barrierefreiheit im Web ist nicht nur eine Frage der Ethik und Inklusion, sondern wird durch gesetzliche Vorgaben in vielen Ländern auch zur Pflicht. Sauberer Code spielt eine entscheidende Rolle bei der Schaffung von Webangeboten, die von jedem, unabhängig von körperlichen oder kognitiven Einschränkungen, genutzt werden können. Ein wesentliches Element für die Umsetzung von Barrierefreiheit im Web sind ARIA-Attribute (Accessible Rich Internet Applications).

Was sind ARIA-Attribute?

ARIA-Attribute sind eine Reihe von speziellen HTML-Attributen, die entwickelt wurden, um die Zugänglichkeit und Interoperabilität von Webinhalten für Menschen mit Behinderungen zu verbessern. Sie ermöglichen es Webentwicklern, klar zu kennzeichnen, welche Rollen bestimmte Elemente auf einer Webseite haben, wie diese Elemente vom Nutzer zu bedienen sind und wie der Status oder das Ergebnis dieser Bedienung ist. Dies ist besonders wichtig für dynamische Inhalte und fortgeschrittene Benutzerinteraktionen, die mit traditionellem HTML nicht ausreichend zugänglich gemacht werden können.

Die Bedeutung von ARIA-Attributen für die Barrierefreiheit

ARIA-Attribute ergänzen die semantische Struktur von HTML-Dokumenten und machen Webanwendungen zugänglicher für Screenreader und andere assistive Technologien. Beispielsweise kann ein ARIA-Attribut einem Screenreader mitteilen, dass ein bestimmtes Element ein Schieberegler ist und wie dieser bedient wird. Ohne ARIA könnte das Element lediglich als unbestimmtes Div oder Span erscheinen, dessen Funktion für den Nutzer unklar bleibt.

Gesetzliche Vorgaben zur Barrierefreiheit

In vielen Ländern, darunter die USA (durch die Americans with Disabilities Act) und Mitgliedsstaaten der Europäischen Union (durch die EU-Richtlinie über den barrierefreien Zugang zu Websites und mobilen Anwendungen öffentlicher Stellen), sind Webentwickler rechtlich verpflichtet, ihre Websites barrierefrei zu gestalten. Die Verwendung von ARIA-Attributen ist dabei ein wichtiger Schritt, um den gesetzlichen Anforderungen gerecht zu werden und sicherzustellen, dass Webinhalte für alle Nutzer zugänglich sind.

Implementierung von ARIA-Attributen

Bei der Implementierung von ARIA-Attributen ist es wichtig, die richtige Balance zu finden. Übermäßiger oder falscher Gebrauch von ARIA-Attributen kann die Benutzererfahrung für Menschen mit Behinderungen eher verschlechtern als verbessern. Webentwickler sollten sich daher auf die korrekte Anwendung von ARIA konzentrieren, um die Zugänglichkeit zu maximieren, ohne die allgemeine Nutzererfahrung zu beeinträchtigen. Grundlegende ARIA-Attribute umfassen Rollen (roles), Eigenschaften (properties) und Zustände (states), die die Zugänglichkeit und Interaktion mit Webinhalten steuern.

Fazit

Die Verschmelzung der analogen und digitalen Welt manifestiert sich deutlich in unserem Sprachgebrauch, der physische Konzepte auf digitale Interaktionen überträgt. Frontend-Entwickler und Informationsarchitekten sind aufgefordert, diese Entwicklung anzuerkennen und digitale Räume zu schaffen, die sowohl funktional als auch ästhetisch ansprechend sind. Die Übernahme bewährter Prinzipien der klassischen Architektur in die digitale Informationsarchitektur kann dabei ein Schlüssel zum Erfolg sein.

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